Digitalisierung in der nachhaltigen Kindermode

Digitalisierung in der Kindermode

Mit Frau Dr. Maria Rost vom Kompetenzzentrum Textil vernetzt habe ich vor Kurzem ein Gespräch über kapelusch geführt. Es handelte sich dabei um die Rolle der Digitalisierung auf dem Weg zur nachhaltigen Kindermode, Kindermode fern von Mainstream und Klischees von rosa und blau. Hier kannst du das ganze Interview lesen.

Digitalisierung bietet enormes Potential auf dem Weg zu nachhaltiger und fairer Kinderbekleidung

Kinderbekleidung soll aus Sicht vieler Eltern nicht nur bequem und robust, sondern auch nachhaltig sein. Wir haben mit der Unternehmerin Alicja Hegele vom Label kapelusch gesprochen, wo der Schlüssel zur Herstellung nachhaltiger Kinderbekleidung liegt und worin ihre ganz persönlichen lessons learned bei der Projektzusammenarbeit mit Textil vernetzt-Partner DITF liegen

Frau Hegele, kapelusch steht für nachhaltige und faire Kinderkleidung. Dafür entwerfen, produzieren und vertreiben Sie hochwertige Kindermode. Wie kamen Sie darauf, individuelle Kleidung gerade für Kinder anbieten zu wollen?

Die Kinderkleidung von kapelusch ist individuell, weil sie fern von Mainstream und Massenproduktion ist. Dies entspricht auch den Wünschen vieler Eltern und trifft den Nerv der Zeit. Eltern möchten Kinderkleidung kaufen, die mit Klischees von rosa und blau brechen. Diesen Wunsch versuche ich zu erfüllen.

Kinder entwickeln sich sehr mannigfaltig. Deshalb orientieren sich Eltern und Pädagogen an den aktuellen Entwicklungsphasen der Kinder. Kinderkleidung soll die Individualität und Kreativität der Kinder nicht einschränken und ihnen keine bestimmten Geschlechterrollen zuweisen. Aus ökologischer und ökonomischer Sicht ist es sinnvoll, wenn die Schwester die braune Hose ihres Bruders aufträgt.
In meinem Onlineshop finden Kunden bequeme Kindermode, die die Kinder schnell und selbstständig an- und ausziehen können, vor allem wenn es mal schnell gehen muss. In den farbenfrohen kapelusch Kollektionen setze ich dezent, aber stilvoll Rüschen, Muster und Farben ein.

Der Schlüssel zur Herstellung nachhaltiger Kinderkleidung liegt dabei in der Auswahl der Materialien sowie im Herstellungsprozess selbst. Wie gehen Sie hier vor?

Die Sweatshirts, Hosen und Kleider von kapelusch bestehen aus nachwachsenden und natürlichen Materialien, die ein Siegel der wichtigsten ökologischen Zertifizierungsinstitute tragen. Die Baumwolle kommt überwiegend aus ökologischer Landwirtschaft.
Siegel alleine sind jedoch keine Garantie für Qualität. Die Stoffe suche ich deshalb sorgfältig aus – für Kinderkleidung sollen sie in erster Linie langlebig sein. Vor allem die Kinderhosen müssen einiges aushalten. Deshalb gibt es bei kapelusch auch demnächst die herbstlichen spielplatztauglichen Hosen aus einem sehr robusten und dennoch weichen Cordstoff. Slow Fashion ist meine Devise: Durch die Produktion in kleinen Serien in einer Manufaktur in Deutschland entstehen keine unnötigen Überschüsse, die ich abverkaufen oder vernichten muss.
Die Geschäftsführerin der in Baden-Württemberg ansässigen Manufaktur, mit der ich zusammenarbeite, ist eine erfahrene Modedesignerin. Ich schätze ihre Kompetenz, Erfahrung und die ihrer Schneiderinnen und Näherinnen sehr.

Im Laufe der Produktion haben Sie festgestellt, dass analog entworfene Schnittmuster die tatsächlichen Körpermaße und Proportionen von Kindern nicht optimal abbilden. Sie arbeiten gemeinsam mit den Textil vernetzt-Kollegen der DITF daran, Ihre Schnitte zu optimieren. Wie gehen Sie diese Herausforderung an?

Kinder sind sehr lebhaft und das ist gut so. Sie analog zu vermessen ist eine große Herausforderung. Das Pilotprojekt mit DITF in Denkendorf ist mir sehr entgegengekommen.
Trotz der Hürden wegen der Corona-Pandemie beim Projektstart, konnten wir erfolgreich die Scanatare von Kindern erstellen. Die digitale Vermessung funktionierte erstaunlich reibungslos und schnell, auch dank der Mutter, die die Kinder sehr gut vorbereitet hat. Sie ließ sich sogar als erste vermessen und hat so den Kindern die Angst genommen. Für Ihre Kollegen von den DITF war die Vermessung von Kindern ebenfalls eine Premiere.
Die Ergebnisse haben mich erstmal überwältigt: Sie umfassten ca. 160 Zeilen mit Daten! Das erste analoge Schnittmuster einer Hose konnte nun gescannt, anhand der genauen Maße optimiert und gradiert werden.

Was sind Ihre ganz persönlichen Lessons Learned bei der Projektzusammenarbeit?

Mich hat es besonders beeindruckt, was für ein enormes Potenzial in der Digitalisierung überhaupt steckt: Die Lieferketten können besser überwacht werden, Schnittmuster digital optimiert und einzelne Arbeitsschritte besser kontrolliert werden. In der Summe ein Gewinn.
Am meisten hat mich jedoch das Problem mit dem CO2-Fußabdruck bewegt. Die Kollegen an den DITF haben das Treibhauspotenzial bzw. den CO2-Fußabdruck meiner Produkte geschätzt und mir die sehr komplexen Vorgänge in diesem Zusammenhang erklärt. Dass es so viele Faktoren gibt, die den CO2-Fußabdruck eines Stoffes beeinflussen, war mir bis dahin nicht bewusst. Ein direkter Vergleich zwischen verschiedenen Produkten ist deshalb kaum möglich.
Insgesamt ist die Teilnahme an dem DITF-Projekt eine Bestätigung für mein Geschäftsmodell, Kinderkleidung aus ökologischen Stoffen zu produzieren. Ich habe meinen Stromtarif angepasst und beziehe aktuell zu 100% Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen.

Faire Kindermode fern von rosa und blau Klischees!

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