Mensch! Vor lauter Corona-Nachrichten, Advent und Weihnachts-vorbereitungen wäre es mir fast entgangen. Im Dezember diesen Jahres gibt es bei kapelusch ein besonderes Jubiläum. Dabei geht es ganz und gar nicht um ein Firmenjubiläum.
25 mal Weihnachten in Deutschland
Vor 25 Jahren bin ich nach Deutschland gereist, um zu bleiben und Familie zu gründen. Angekommen bin ich erst nach dem Heiligabend. Denn dieser Abend ist ein Höhepunkt des Jahres in Polen. Den verbringen die Polen im großen Familienkreis und mit reichlich gedecktem Tisch.
Bis heute feiern wir in unserer deutsch-polnischen Familie dieses Fest traditionell polnisch. Es ist eben ein Teil meiner Identität. Wobei ich nicht gerade stolz bin, wenn ich aktuell über die Grenze schaue!
Advent und Weihnachten ganz international
Besondere Jahrestage oder Krisenzeiten wie wir sie heute erleben, rufen die Vergangenheit und Erinnerungen wach.
So habe ich intuitiv beschlossen im Jubiläumsjahr neben Spitzbuben, meiner Favoriten aus der deutschen Weihnachtsbäckerei, auch die würzigen schwedischen Pepparkakor (Pfefferkuchen-Kekse) zu backen. Denn Schweden ist eben auch ein Teil meiner Identität.
Am 1. oder dem 2. Weihnachtstag gibt es bei uns den schwedisch-finnischen Zimt-Kardamom-Kuchen. Schweden sind übrigens leidenschaftliche Schleckermäulchen. Sogar Brot ist in Schweden süß.
Am 13. Dezember feiert ganz Skandinavien den Lucia-Tag. Es ist eine weitere von vielen schönen Traditionen in der vorweihnachtlichen Zeit.
In den Schulen, Kindergärten, Universitäten und Kirchen finden in Schweden die Lucia-Umzüge statt angeführt von Lucia-Braut. In weißen langen Gewändern und brennenden Kerzen in der Hand treten die Kinder singend das Lucia-Lied durch den dunklen Raum auf die Bühne. Die Lucia hat einen Kranz mit in der Regel 13 brennenden Kerzen auf dem Kopf. Man bekommt bei diesem Spektakel Gänsehaut.
Es ist übrigens eine ganz große Ehre als Lucia auftreten zu dürfen.
Nach dem Konzert gibt es Pepparkakor, Lussekatter und Kaffee oder Glögg (Glühwein). Bevor die Kinder zum Feiern in die Schule oder in den Kindergarten gehen, gibt es oft noch ein kleines Lucia-Fest mit den Eltern zu Hause.
Mittlerweile ist dieses Fest bei den Deutschen wohl bekannt, doch es persönlich erleben zu dürfen, ist ein unvergesslicher Moment.
Trotz oder wegen Corona mache ich mir keine Sorgen wegen der eventuellen Versorgungsengpässe. Den leckeren Honig habe ich allerdings in größeren Mengen bei meinem Lieblingsimker in der Nähe besorgt. Es sind auf keinem Fall Hamsterkäufe. Honig verwenden wir nicht nur zum Backen an Weihnachten, sondern der gehört einfach täglich auf den Frühstückstisch. Die Schweden verwenden übrigens Melasse (Zuckerrübensirup) zum Backen und in ihren etwa älteren Rezepten findest du die Angaben in Tassen und Deziliter oder Liter.
Leckerer Honig und bedrohte Bienen
Da wir gerade bei verschieden Traditionen, Bräuchen und Erinnerungen sind. Ich habe einen Freund gefragt, ob sein Aufenthalt in Polen einen Einfluss hatte, auf seine Art und Weise das Weihnachtsfest zu feiern. Er verbrachte aus beruflichen Gründen viele Jahre in Polen. Hier ist seine Antwort:
Polnischer Einfluss auf unser Weihnachten!
Nach vielen Jahren in Polen haben sich auch in unser Familienleben „polnische Traditionen“ eingeschlichen.
Nein, wir essen am Heilig Abend nicht fleischlos – im Gegenteil: Das mittlerweile bei uns traditionelle Gulaschgericht habe ich in Warschau jedes Jahr gekocht und hat im Familienkreis nun den Namen Gulasch à la Bossowski die Runde gemacht. Gern nehmen wir nach dem Mahl (manchmal auch schon beim Baumschmücken) einen wärmen Scharfen Honiglikör zu uns, den ich in diesem Jahr noch ansetzen muss.
Wichtig ist uns das freie Gedeck geworden, mit dem man einen spontanen Gast sofort mit an den Tisch bitten kann. Für die Kinder ist es immer ein Zeichen, dass nicht alle Menschen friedlich Weihnachten feiern können oder einsam sind. Mit vier Großeltern und vieren von uns, ist der Platz zugegeben eher symbolisch, aber als Signal wichtig.
Ein anderes polnisches Element ist der Beginn des Weihnachtsfestes mit dem Erscheinen des Abendsterns. Lange habe ich mit den Kindern diskutiert, dass es die Bescherung nicht vor dem Abend geben kann. Dann haben wir geschaut, wann denn endlich den Abendstern erschein (bei wolkigem Himmel sehr schwierig) und haben mittlerweile festgelegt, dass sie nach der Christvesper, aber vor dem Abendessen stattfindet. Interessant finde ich diese jüdischen Grundlagen für den Beginn des Weihnachtsfestes (mehr dazu hier).
Ein letztes Element ist eine polnische Bauernkrippe, die ich 1998 oder 1999 in Warschau im Cepelia am Rynek Starego Miasta gekauft und in zwei Spaziergängen zu Fuß zum Hotel in der ul. Krakowskie Przedmieście gebracht. Viele Jahre haben sie meine Eltern genutzt, ab letztem Jahr steht sie nun endlich bei uns. Die auch so berühmten Krakauer Krippen finden wir nicht so schön und haben sie daher nur als Miniatur am Weihnachtsbaum hängen – als Erinnerung an unsere zahlreichen Krakau-Besuche und meinen Sprachkurs im Jahre 1987 dort ….
Lars Bosse
Lasst euch durch Corona die Laune nicht verderben. Macht euch schick und genießt die Zeit mit den Kindern und nach Möglichkeit mit den Eltern und Großeltern. Macht einfach das Beste draus.
Alicja von kapelusch
P. S. Wenn die Großeltern noch kein Geschenk für die Enkelkinder haben, werden sie bestimmt im kapelusch-Shop fündig. Möglicherweise schaffen es die Paketdienste noch rechtzeitig vor der Bescherung.