Die Hitzewelle hat Europa wieder erreicht. Was ist an solchen Tagen schöner als eine Kugel Erdbeereis? Oder lieber zwei und noch eine Schokokugel oben drauf. Es macht einfach Riesenspaß, es kühlt, es schmeckt. Fruchtig, cremig, schokoladig. Zum Dahinschmelzen!
So schmeckt der Sommer
Das Speiseeis soll immer aus natürlichen und nach Möglichkeit regionalen Zutaten zubereitet werden. Sind sie aus ökologischen Anbau, ist es perfekt. Möglich ist es schon. Bei Schokoeis geht regional selbstverständlich nicht zu 100 Prozent, aber ökologisch und fair schon.
Es gehören immer zwei dazu: das Eis und die Waffel. Die Eiswaffeln gibt es mittlerweile sogar aus Dinkelmehl. Eine Eiswaffel soll kross und knackig sein und nach meinem Geschmack auch nicht ganz so süß, wie das so üblich ist. Eis am Stiel geht auch noch.
Waffel oder Pappbecher
Zu einem Eis gehört definitiv kein Einwegbecher, der sofort nach dem Genuss entsorgt wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Becher aus Pappe, Plastik oder Biokunststoffen besteht. Speiseeis, serviert in einer Glasschale im Eiscafé oder zu Hause ist nicht nur vornehmer sondern auch und ökologischer. Natürlich ist eine essbare und knusprige Eiswaffel in Form einer Schale salonfähig. Den Kindern macht Eis in einer Waffel mit Sicherheit mehr Spaß.
In der Eisdiele in unserer Nähe kaufe ich kein Eis mehr, weil es eben nur in Einwegbecher angeboten wird. Besser so, mehr Hüftgold kann ich mir nicht leisten. Aktualisierung: Die Waffeln werden nun auch angeboten. Habe ich gestern festgestellt.
Essbare Löffel?
Die trendigen essbaren Eislöffel sind dann ebenfalls überflüssig. So wird zwar Plastik vermieden. Sie bestehen aus Kakaoschalen und Haferschalen, die als Nebenprodukt in der Verarbeitung von Lebensmitteln zurückbleiben. Als vegan, glutenfrei, nachhaltig und zu 100 % aus natürlichen Zutaten werden sie angepriesen. Doch es ist nicht sicher gestellt, ob diese Zutaten aus pestizidfreiem, ökologischem Anbau stammen.
Mir sind Kakaoschalen als eine Mulchdecke oder Düngemittel im Garten lieber. Doch da kommen wieder Pestizide ins Spiel. Darüber hinaus kann ich es mir gut vorstellen, dass die CO2-Emissionen einer Mulchdecke aus Kakaoschalen geringer sind als bei der Herstellung von essbaren Eislöffeln. Die Produktion ist immer energieintensiv. Dabei spielt keine Rolle, ob es sich um essbares Geschirr und Besteck oder Eis und deren Komponenten handelt.
Hast du es gewusst, dass nur ganz wenige Insekten die Kakaoblüten bestäuben können? Zwei Arten von Bartmücken sind die Hauptbestäuber von Kakaoblüten. ,Was hat die Mücke je für uns getan’ ist ein Buch der Biologin Dr. Frauke Fischer. Ohne Mücke keine Schokolade‘, schreibt Fischer. Und ein Schokoeis gäbe es somit auch nicht. Deshalb sind die Biodiversität und Insektenschutz so wichtig.
Immer wieder diese Energie
Ein Eis sollte nicht nur schmecken, sondern nach Möglichkeit klimaneutral sein. Klimaneutrale Eishersteller und Eisdielen gibt es schon. Denn nicht nur die Herstellung vom Speiseeis sondern auch die Aufbewahrung entlang der kompletten Lieferkette sehr energieintensiv ist. Vom LKW über die Eisdielen oder Kühlregale im Einzelhandel oder die Gefriertruhe der Verbraucher. Je kürzer die Liefer- und Produktionsketten sind umso besser. Eine Eismanufaktur, die ihre Produkte aus natürlichen Zutaten selbst herstellt, ist immer die bessere Alternative. Wenn sie noch Ökostrom bezieht, ist es beinahe perfekt!
Das Eis ist nicht gleich Eis
Sahneeis, Rahmeis oder Cremeeis. Leitsätze für Speiseeis regeln in Deutschland die Herstellung vom Speiseeis. Speiseeis entsteht aus Milch, Milcherzeugnissen, Sahne, Ei, Zucker, Honig, Trinkwasser, Früchten, Butter, Butterreinfett, pflanzlichen Fetten, Aromen und/oder färbenden Lebensmitteln. Das Verhältnis der Zutaten bestimmt die Bezeichnung des Speiseeises.
Speiseeis, in dem lediglich Aromen den Geschmack bestimmen, ist erlaubt und muss den Zusatz ,mit ….. Geschmack‘ oder ,mit …. Aroma‘ im Namen enthalten. Möchtest du nun lieber ein Erdbeerfruchteis, Eis mit Erdbeere oder Eis mit Erdbeergeschmack? Diese Varianten sind laut Leitsätze für Speiseeis möglich. Das würde für dich eventuell bedeuten, dass der Erdbeergeschmack mithilfe von Aromen aus Rote Beete Saft gewonnen wurde. Für die Industrie günstiger.
,Werden Zutaten bildlich dargestellt, steht dies nicht im Widerspruch zur Zusammensetzung oder zur sensorischen Beschaffenheit des Erzeugnisses.‘ Das bedeutet für mich, dass wenn eine Erdbeere auf der Verpackung abgebildet ist, darf Rote Beete Saft drin sein.
Aromatisch nach Vorbild der Natur
Mit künstlichen Aromen und Farbstoffen wird eben viel nachgeholfen. Für den tollen Geschmack im Vanilleeis, anderen Süßspeisen oder Getränken wird Vanillin benötigt. Natürliches Vanillin ist teuer, deshalb ist synthetisches Vanillin unabdingbar, um den weltweiten Bedarf zu decken. 90 % Vanillin wird synthetisch, überwiegend aus Guajacol hergestellt. Guajacol wird aus fossilen Rohstoffen gewonnen (aromenverband.de). Den steigenden Bedarf an Vanillin und anderen Aromastoffen kann die Lebensmittelindustrie durch geschicktes Marketing steuern. Wenn auf der Verpackung zusätzlich die Helden aus den aktuellen Walt Disney Kinderfilmen abgebildet sind, ist der Umsatz garantiert.
Zu meinen Lieblingskritiker der Lebensmittelindustrie gehört Sebastian Lege. In einigen seiner Sendungen macht er Eis so günstig wie möglich, ohne die Vorschriften umzugehen! Mit dem billigsten Zutat Wasser, Milchpulver und einem kleinen Tropfen Sahne. Bei Eiscreme müssen nämlich nur 10 % Fett aus Milch stammen. Glyzerin hält die Eiskristalle klein, weil eben viel Wasser enthalten ist.
Auch wenn bestimmte Zusatzstoffe zugelassen sind und als unbedenklich eingestuft wurden (bfr), ist es generell möglich, bei der Herstellung vom Speiseeis auf sie zu verzichten. Ein Erdbeereis soll natürliche Erdbeeren enthalten. Zumal die deutschen Erdbeeren wegen der Billigimporte aus dem fernen Ausland unverkäuflich geworden sind.
Die Herstellung von synthetischen Aromen oder sonstigen zulässigen Zusatzstoffen ist für die Industrie besonders kostengünstig. Doch die Produktion erfordert sehr viel Energie und die billigen Rohstoffe für die Energiegewinnung stammen unter andere aus Russland.
Eis versus T-Shirt
Äpfel mit Birnen zu vergleichen gilt als unpassend. Speiseeis mit einem T-Shirt zu vergleichen, scheint noch unpassender zu sein. Wirklich?
Kaum jemand kann sich ein Sommer ohne Eis vorstellen. Ohne ein T-Shirt ist der Sommer genauso wenig vorstellbar. Auch der Bedarf an Energie bei der Herstellung eines schlichten T-Shirts ist enorm hoch. Von der Arbeit, die dahinter steckt, ganz zu schweigen.
Doch nichts schockiert die Verbraucher mehr als die Preissteigerungen. In den beliebtesten Eisdielen in München kostet eine Kugel Eis 2,10 € und in der Stuttgarter Innenstadt kostet eine Kugel Bioeis 1,80 €. Während die Preise für Speiseeis steigen und steigen, werden vor allem die Kinder-T-Shirts immer günstiger. Auch die GOTS-zertifizierten! Ein T-Shirt = eine Kugel Eis? !
Auf den Wühltischen der Discounter liegen sogar Kinderjeanshosen zu Knallerpreisen von 1,99 €. Immerhin werden sie (noch) nicht entsorgt.
In der konventionellen Textilindustrie gibt es gewisse Parallellen zu der industriellen Eisherstellung. Sowohl bei den Zutaten als auch der Preisgestaltung. An dieser Stelle muss ich an die neueste Flyeralarm-Werbung denken. ,Druck, Druck, Druck’, sagt ein Mann im roten Overall.
Der lange Weg eines T-Shirts
Nicht allen ist es bewusst, was hinter der Herstellung eines T-Shirts aus Baumwolle steckt. Dabei spielt es genauso wenig eine Rolle, ob es sich um konventionelle oder ökologische Baumwolle handelt. Bei ökologischer Landwirtschaft ist der Aufwand jedoch wesentlich höher, da teilweise mit manuellen Methoden gearbeitet wird.
Baumwolle ist zwar nicht ganz so stark wie Kakao auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Doch es wirkt sich ertragssteigernd aus. Im ökologischen Anbau ist der Einsatz von synthetischen Pestiziden nicht erlaubt. Dies wirkt sich positiv auf die Biodiversität aus.
Auf dem Weg eines schlichten T-Shirts von kapelusch zu meinen kleinen Kunden gibt es viele Stationen. Von der ersten Phase, dem Anbau der Biobaumwolle und der Ernte, der Entkörnung bis zur Spinnerei, Strickerei oder Weberei sowie der Zertifizierungsprozesse bekomme ich gar nichts mit. Mein erster Kontakt mit dem Biostoff erfolgt über die Großhändler.
Die Erstellung eines Schnittmusters, die Konfektionierung und das Marketing folgen. Dazu gehören auch die Fotoshootings. In der Summe sind es weniger Schritte als in der konventionellen Textilindustrie. Bis zu 140 Produzenten können laut Textil+mode an der Produktion eines weißen Hemdes beteiligt sein. Ich kann leider meine Zahl nicht nennen. So transparent sind meine Geschäftspartner doch nicht.
FAZIT
Bei einem Preis von 3,99 € für ein T-Shirt sind die Waschkosten eventuell höher (Aussage aus dem Bekanntenkreis). Da ist in der Tat was dran. Die Probleme, die die Bekleidungsindustrie verursacht, kommen so langsam an. Über die Missstände in der Textilindustrie und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt berichten die Medien ausgiebig. Auch die deutsche Regierung und die Europäische Union versuchen mit dem Lieferkettengesetz entgegenzuwirken. Doch es liegt auch in der Macht der Verbraucher, dies zu ändern.
Schönen Sommer mit dem Speiseeis aus der Eisdiele deines Vertrauens. Auch ein Bioeis ist eine Süßigkeit und sollte nicht zu oft konsumiert. Achtung Karriesgefahr bei Kindern!
Die Kinder-T-Shirts aus Biobaumwolle findest du im kapelusch-Onlineshop.
Deine Alicja von kapelusch