Kindermode ansprechend zu präsentieren ist eine große Herausforderung. Die Wahl der kleinen Models, des Fotografen, des Sets… all diese Entscheidungen sind bereits im Vorfeld mit Hürden verbunden. Vom Chaos am Tag des Shootings ganz zu schweigen. Aber wenn das letzte Bild im Kasten und das Ergebnis so schön und unverwechselbar ist, dass es Kunden und Auftraggeber gleichermaßen begeistert, dann hat sich alle Mühe gelohnt, wie ihr auf unseren aktuellen Modefotos sehen könnt.
Doch von vorn …
Mit der Präsentation der kapelusch-Mode ging es mir anfänglich ähnlich wie manch Obstbauern: Die Bäume voller reifer, herrlicher Äpfel und dazu die Frage: Wie präsentiere ich die Ware, um den Kunden zu gewinnen? Reicht es, die Äpfel blank zu putzen und abzuwarten, ob sie jemand kauft? Oder überzeugen nicht doch die Bilder zufriedener, glücklicher Kunden, die zeigen: Seht her – ich genieße und fühle mich wohl. So wuchs mein Wunsch, meine nachhaltige Kindermode im perfekten Bild, im perfekten Augenblick festzuhalten. Doch wie könnten die ersten Schritte aussehen?
Aller Anfang ist schwer
Die Kinder, die meine Mode gern tragen, fühlen sich in ihr wohl und lieben die bequemen Schnitte und weichen Stoffe. Diesen Tragekomfort auf Fotos zu übertragen, gestaltete sich von den Rahmenbedingungen her schwierig.
Denn als kleines Label konnte ich mir eine professionelle Fotoagentur mit eigenen Models nicht leisten. Oder erste Kontaktaufnahmen scheiterten, weil die Agenturen nicht einmal zurückriefen. Befreundete Eltern von Kindern aus der Nachbarschaft oder dem Bekanntenkreis erteilten Absagen, was ich nachvollziehen konnte. Selbst geknipste Fotos, die meine Mode an einer Schneiderpuppe zeigten, sahen furchtbar aus.
Und überhaupt schien neben den kleinen Fotomodels, die ich so dringend benötigte, die Suche nach einem Fotografen das nächste Problem zu sein. Denn mit Kindern zu arbeiten, erfordert nicht nur handwerkliches Können im Umgang mit der Kamera, sondern auch Fingerspitzengefühl für Situationen, Motivation, Umgebung und Wohlfühlatmosphäre. Der Weg zum perfekten Bild war anfänglich also mehr als steinig.
Nicht aufgeben!
Vor einem Urlaub in meiner Heimat Polen kam der Kontakt zu einem früheren Schulfreund zustande, der Fotograf ist. Wir verabredeten ein Fotoshooting an den Stränden von Danzig. Was das Thema Fotoshooting betraf, hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon viele schlaflose Nächte hinter mir.
Und auch dieses Mal hatte ich keine Ahnung, auf was genau ich mich einlassen bzw. ob ich endlich das von mir so sehnlichst gewünschte Ergebnis erhalten würde: Fröhliche Fotos von unbeschwerten Kindern, die meine Mode so authentisch präsentieren, dass der Funke beim Betrachter sofort überspringt. Aufgenommen von einem Fotografen, der sein Handwerk versteht, der die Kinder machen lässt und den perfekten Moment dennoch erkennt und professionell und technisch sauber einfängt.
Loslassen und vertrauen
Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Das Shooting am Strand von Danzig war toll. Wenngleich die Voraussetzungen nicht die besten waren – Temperaturen, Licht, das Organisieren und An- und Ausziehen der Kinder, Kleider kamen durcheinander, fremde Leute am Strand bzw. in den Dünen, weitere Kinder wollten mitmachen und weinten, weil das so spontan nicht möglich war. Doch die kleinen Wirbelwinde, die von einer Schulfreundin engagiert worden waren, machten ihren Job prima. Sie sprangen und tobten in ihren kapelusch-Outfits am Wasser und im Sand, waren wild und wunderbar.
Die Kids übernahmen die Regie und unser Fotograf hatte die Gabe, sich voll und ganz auf die Situation einzulassen – trotz seines schweren Equipments und der kindlichen Unberechenbarkeit seiner Models. Unser kleines Supporter-Team wurde unterdessen immer größer und wuchs um weitere Schulfreunde, Ehemänner etc., die alle an den Strand gekommen waren. Quasi ein kleines, etwas chaotisches Klassentreffen mit schönen Gesprächen auf Deutsch, Englisch und Polnisch. Dazu die bange Frage im Hinterkopf: Werden die Bilder später am PC auch tatsächlich professionell wirken und das Lebensgefühl dieses besonderen Tages und auch der kapelusch-Mode transportieren können?
Meine Nervosität war groß und ich warte in den nächsten Tagen angespannt auf die Fotos. Als dann endlich die ersehnte E-Mail bei mir eintraf, war ich glücklich: Die Aufnahmen waren unglaublich toll geworden! Die Kinder in ihren Outfits unbeschwert, authentisch und dynamisch. Die teils poetisch anmutende Szenerie am Wasser und in den Dünen natürlich und ansprechend. Die Fotos passen zu kapelusch, zum Thema nachhaltige Kindermode, sie passen einfach zu mir.
Der Mensch macht die Mode schön
Durch dieses besondere Fotoshooting habe ich viel gelernt. Zum einen, dass es keine hübschen oder weniger hübschen Kinder bzw. Menschen gibt. Kinder sind immer die perfekten Models, wenn sie sich wohl fühlen, einfach Kind sein dürfen und von uns Erwachsenen im richtigen Moment abgeholt werden. Zum anderen habe ich gelernt, wie wichtig es ist, dass die Fotos zu mir als Persönlichkeit und Label-Inhaberin passen.
Die an den Stränden von Danzig entstandenen Bilder transportieren für mich nicht nur ein Stück Heimat, sondern auch das Lebensgefühl dieser ereignisreichen Tage. Denn auch wenn es mal chaotisch zuging, zogen alle an einem Strang. Jeder aktivierte sein Netzwerk, unterstützte und half, wo er konnte. Neue Ideen kamen zustande, alte wurden verworfen. Aus Spontanität, Austausch und Zusammenhalt entstand ein kreatives, kraftvolles Projekt bzw. Ergebnis. Ich bin sehr froh, diese wunderbare Erfahrung gemacht haben zu dürfen. Ich denke, die wunderbaren Bilder unseres Shootings sprechen für sich.
Eure Alicja
P.S. Zum Abschluss noch etwas Lustiges: Auf einem der schönsten Bilder unseres Fotoshootings trinkt eines der Mädchen aus einer Plastikflasche. Etwas peinlich für ein Label wie kapelusch, das nachhaltige Mode anbietet. Aber in diesem Moment war das durstige Kind natürlich wichtiger. J
Was für ein toller Beitrag. Was für schöne Bilder. Der Bericht lebt von Liebe, Hingabe und Herzblut. Das passt sooo gut zu eurer Philosophie und eurer Mode für die kleinen Abenteurer. Meinen Glückwunsch.
Da kann ich mich Jörg nur anschließen. Tolle Fotos! Und eine Reise von 1000 Meilen fängt eben immer mit dem ersten Schritt an. Und umso schöner ist dann das Ergebnis, wenn man den Weg auf sich nimmt.