Die Plastiktüte und Plastikvermüllung

Plastiktüte Ade - Ausstellung im Museum der Alltagskultur

Die Plastiktüte ist der Gegenstand einer Ausstellung im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch. Zwei Sammlungen von ca. 50.000 Plastiktüten haben private Personen dem Museum überlassen. Sie wurden geordnet, sortiert und ausgestellt. Die Ausstellung ist ein großer Teil der Alltagskulturgeschichte. Diese Tütensammlung erzählt außerdem die Geschichte des Grafikdesigns und Marketings. Denn in einer Plastiktüte sollte nicht nur die Ware sicher nach Hause gebracht werden. Sondern sie war und ist auch eine beliebte Werbefläche.

Aufgrund der Coronakrise ist der Besuch der Ausstellung zurzeit nur digital möglich. Ich habe die Ausstellung noch im Januar besuchen können und zeige euch einige Fotos.

Plastiktüte Ade- Ausstellung im Museum der Alltagskultur

Die Plastiktüte und die Plastikvermüllung

Die Ausstellung beginnt mit der kulturgeschichtlichen und optischen Präsentation der Plastiktüte. Weitergehend thematisiert sie die Umweltproblematik mit Fokus auf Mikroplastik und die Plastikvermüllung. Die Ausstellung hat mich motiviert mehr zum Thema zu recherchieren. Als Unternehmerin mache ich mir schließlich Gedanken um die Nachhaltigkeit meiner Produkte. Und beim Versand verzichte ich auf Kunststoffe.

Als Verbraucher bin ich ebenfalls von der Kunststoffproblematik betroffen und interessiert so nachhaltig und plastikfrei wie möglich zu leben.

Die Plastiktüte ist zum Symbol unserer Wegwerfgesellschaft geworden. Die aus fossilen Rohstoffen, wie Erdöl oder Erdgas, synthetisch hergestellten Verpackungen aller Art belasten die Umwelt schon bei der Herstellung.

Fossile Ressourcen wie Erdöl, Kohle und Erdgas sind endlich und ihre Vorräte gehen zur Neige. Ihre Nutzung trägt wesentlich zu einem Anstieg des atmosphärischen Kohlenstoffdioxids bei.

Die Entsorgung von Kunststoffverpackungen oder -produkten generell ist ebenfalls ein Problem. Kunststoffe zersetzen sich erst nach Jahrhunderten, warnt das Umweltschutzamt.

Viele Verbraucher sind von der Haltbarkeit der Kunststoffprodukte überzeugt. Doch sobald wir Dinge aus Plastik wegwerfen oder sie im Meer versinken, wird ihre Haltbarkeit zum Problem.

Die Bilder von vermüllten Stränden und Plastikmüllstrudel in den Ozeanen schockieren. Die Medien und die sozialen Plattformen zeigen sie seit Jahren. Meeresschildkröten verfangen sich in Fischernetzen aus Kunststoff, die die Fischer illegal in den Meeren entsorgen.

Mikroplastik finden die Forscher nicht nur im Magen-Darmtrakt der in Ozeanen lebenden Tiere. Auch in den Fischen in den deutschen Binnengewässern ist Mikroplastik zu finden. Für Schlagzeilen sorgten die Eisbären, die am Ende der Nahrungskette stehen. Bei ihnen finden die Wissenschaftler Plastikteile im Körper.

Plastiktüte Ade - Ausstellung im Museum der Alltagskultur

Kunststofftüte – Problem erkannt

Man könnte meinen, dass die allgegenwärtige Kunststofftüte aus unserem Leben nicht wegzudenken ist. Doch mit dem vom Bundestag im Herbst 2019 beschlossenen Änderung des Verpackungsgesetzes hat sie in Deutschland ausgedient.

,Künftig ist es verboten, leichte Kunststofftragetaschen mit einer Wandstärke von weniger als 50 Mikrometern in Verkehr zu bringen‘, so der Gesetzgeber.

Das Verbot betrifft auch die Bio-Kunststofftaschen. Als umweltfreundlicher angepriesen ist sie bei der Entsorgung oder Recycling zum Problem geworden.

Die Europäische Union hat beschlossen ab dem Jahr 2021 die Einwegprodukte aus Kunststoff wie Strohhalme, Wattestäbchen, Besteck, Styroporverpackungen für Speisen abzuschaffen. In Deutschland möchte die Regierung dieses Ziel bereits vor dem Jahr 2021 erreichen.

Damit ist allerdings die Problematik der Plastikvermüllung nicht gelöst. Denn Plastik ist nicht nur in Plastiktüten vorhanden: Im Kinderspielzeug, in Möbeln, Verpackungen von Lebensmittel und Kosmetika sowie in Textilien ist Kunststoff zu finden. Mikroplastik setzen Hersteller auch in Hautcremes, Shampoos oder Putzmittel ein.

In diesem Artikel kannst du über nachhaltige Stoffe und die Chemiefaser in den Textilien nachlesen.

Plastiktüte und Plastikvermüllung der Ozeane

Biokunststoff – eine echte Alternative?

Mit den Alternativen zu rein synthetisch erdölbasierten Kunststoffen, dem Biokunststoff beschäftigen sich Chemiekonzerne, Forschungsinstitute oder Startups seit mehreren Jahren intensiv.

Die Idee Biokunststoffe herzustellen ist allerdings nicht neu. Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wurden bereits bis in den 30er Jahre des letzten Jahrhunderts hergestellt.

Biokunststoffe können:
• biobasiert
• biologisch abbaubar
• oder beides sein

Biobasierte Kunststoffe

Biobasierte Kunststoffe (Biopolymere) bestehen teilweise oder vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen. Allerdings bringen biobasierte Kunststoffe neue Probleme mit sich: Der Anbau von Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr in Monokulturen – die Basis für Biokunststoffe – erfordert den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln. Die Konsequenz sind die stark überdüngten Felder: Das belastet das Grundwasser. Ein weiteres Problem ist, dass das Saatgut meistens von gentechnisch veränderten Pflanzen ist.

Über die Folgen der Gentechnik kannst du in dem Artikel über die Bio-Baumwolle nachlesen.

Da der biobasierte Kunststoff nicht immer biologisch abbaubar ist, dürfen diese Kunststoffe nicht über die braune Biotonne entsorgt werden.

Ein weiterer Kritikpunkt an biobasierten Kunststoffen: Sie treten in Konkurrenz mit der Lebensmittelproduktion.

Biologisch abbaubare Kunststoffe

Die biologisch abbaubaren Kunststoffe werden dagegen nicht immer aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Das Ausgangsmaterial spielt hierbei keine Rolle. Diese Kunststoffe können auch aus erdölbasierten Polymeren bestehen.

Biologisch abbaubar bedeutet: Das Material zersetzt sich nach einer festgeschriebenen Zeit und unter bestimmten Bedingungen mithilfe von Mikroorganismen oder Pilzen.

Die biologische Abbaubarkeit der Biokunststoffe bringt dennoch keine Vorteile. Das abbaubare Bioplastik zersetzt sich in keine wertvollen Substanzen wie Kompost. Das Verbrennen in den Müllverbrennungsanlagen schneidet sogar besser ab.

Biologisch abbaubar und biobasiert

Biologisch abbaubar und biobasiert sind kompostierbare Kunststoffe aus Zucker und Milchsäure. Zucker wird hier aus Rohrzucker oder Mais gewonnen.

Plastiktüte und Plastikvermüllung der Strände

Für Biokunststoffe gibt es keine klare gesetzliche Definition. So wie der Begriff BIO in der Landwirtschaft formuliert und geschützt ist. Für die Verbraucher ist dies eine sehr unüberschaubare Lage. Wir können nicht erkennen, was ,BIO’ im Zusammenhang mit den Kunststoffen bedeutet. Spätestens bei der Mülltrennung und -entsorgung stehen wir oft vor vielen Problemen. In welchen Abfallbehälter kommt jetzt der Deckel eines Joghurtbechers? Darf ich die Bio-Tüte in die braune Tonne oder in den gelben Sack werfen?

Entscheidend ist nicht die Abbaubarkeit der Kunststoffe, sondern deren Wiederverwertung. Die EU schreibt auch höhere Recyclingquoten vor. Deshalb halten die Wissenschaftler die Weiterentwicklung der Biokunststoffe für wichtig.

Plastikmüllvermeidung und Zero Waste

Die Experten sind sich einig; Die Plastikmüllvermeidung ist die sinnvollste Lösung für die Umwelt und unsere Zukunft ist. Die nachhaltigste Einkaufstüte ist diese, die wir mehrmals benutzen können – ob Korb oder eine Stofftasche. Die CO2-Bilanz einer Papiereinkaufstüte schneidet nicht besser ab als die einer Kunststofftüte.

Wichtig ist, dass wir grundsätzlich auf die vielen Einwegprodukte aus Kunststoff wie

  • Tüten
  • Becher To Go
  • Kaffeekapseln oder
  • Besteck und Geschirr

verzichten. Das ist einfach.

Plastiktüte und Plastikvermüllung der Ozeane

Nachhaltigkeitstrends – Vorsicht ist geboten

Die Nachhaltigkeitstrends und das dementsprechende Handeln sind längst salonfähig geworden. Deshalb erobern neue nachhaltige Produkte den Markt.

Als Verbraucher sollten wir jedoch alle neuen Trends und angebliche Innovationen auf dem Nachhaltigkeitsmarkt hinterfragen.

Sind die aufwendig produzierten essbaren Eislöffel aus Kakao-Abfallprodukten wirklich eine sinnvolle Innovation?

Die viel angepriesenen Alternativen zu Frischhaltefolie: Die Bienenwachstücher sind nicht immer unbedenklich. Oft schneiden sie in den Tests wegen Pestizide- oder Jojobaöleinssatz und anderen verbotenen Substanzen schlecht ab. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat Jojobaöl im Bereich der Lebensmitteln nichts zu suchen.

Die Firma Lego plant bis zum Jahr 2030 alle seine Bausteine und Figuren aus Zuckerrohr-Kunststoff produzieren. Wie bereits oben geschrieben führt es zu Problemen.

Plastiktüte Ade - Ausstellung im Museum der Alltagskultur

Fazit

Der Zusammenhang zwischen dem Schutz der Ozeane sowie der Umwelt und unserem Leben soll allen bewusst sein.

Viele umweltbewusste Bürger sind bereits gut informiert. Wer noch der Meinung ist, nicht genügend über das Thema zu wissen, kann auf seriöse Informationsquellen zurückgreifen.

,Plankton produziert zwischen 50 und 80% des globalen Sauerstoffs. In München oder Stuttgart atmen wir die Meeresluft’, sagt die Meeresbiologin, Dr. Frauke Bagusche.

Eure Alicja

P. S.
Das Museum der Alltagskultur in Waldenbuch ist nach der Coronakrise für alle wieder geöffnet und der Eintritt ist kostenlos. Und wer nach dem Ausstellungsbesuch noch nicht ausgelastet ist, kann im benachbarten Rittersport- Schokoladenmuseum auf den süßen Geschmack kommen.

Im Juni findet im Museum der Alltagskultur die Präsentation des Buches ,Das blaue Wunder‘ der Meeresbiologin Frauke Bagusche statt. Sie hat wirklich spannende Geschichte über die Ozeane zu erzählen. Nicht immer jugendfrei!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert