Nun sind sie endlich da – die Königinnen der Früchte. Die ersten reifen Erdbeeren markieren den inoffiziellen Sommerbeginn. Regional, saisonal und in Bioqualität sind sie immer am besten. Aber warum eigentlich?
Köstliche und aromatische Gesundheitsquelle
In Deutschland beginnen die ersten Freiland-Erdbeeren gegen Ende Mai und Anfang Juni zu reifen. In diesem Jahr möglicherweise wegen der niedrigen Temperaturen im April etwas später. Sie schmecken am besten sonnengereift und frisch geerntet – im eigenen Garten oder direkt beim Erzeuger gekauft oder auf dem Feld selbst gepflückt.
Dass sie aus der Region kommen, ist wegen der Haltbarkeit von großer Bedeutung. Die CO2- Bilanz spielt dabei weniger eine Rolle. Denn nach der Ernte sind die Erdbeeren lediglich 1-2 Tage genießbar. Ausserdem sind sie sehr druckempfindlich und lange Transportwege schaden ihnen sehr. Der Vitaminverlust bei Obst und Gemüse generell setzt bereits kurz nach der Ernte ein. Durch Sauerstoffeinfluss, Hitze und Licht verlieren auch Erdbeeren sehr rasch größere Mengen an wertvollen Vitaminen.
Erdbeeren sind eine Götterspeise, aber nicht im Sinne von Wackelpudding von Dr. Oetker, sondern eine der leckersten und gesündesten Obstsorten überhaupt. Wenn alles richtig läuft, sind sie nicht nur megalecker und unheimlich aromatisch, sondern sehr gesund. Der Geschmack hängt darüber hinaus von der Sorte ab. Das ist eben eine Geschmacksache und zweitrangig.
Erdbeeren bestehen zwar zu 90 Prozent aus Wasser. Doch die restlichen 10 Prozent enthalten sehr viele für unsere Körper wichtige Elemente und Substanzen.
Der hohe Vitamin-C-Gehalt der Erdbeere stärkt unser Immunsystem. Erdbeeren, die aus botanischer Sicht zu den Sammelnussfrüchten gehören, können überzählige freie Radikale binden und so Körperzellen vor Schäden schützen.
Die roten Beeren bestehen aus sehr viel Folsäure (Vitamin B 9) – 250 Gramm Erdbeeren enthalten 40 Mikrogramm Folsäure. Folsäure schützt laut neuesten Untersuchungen gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auch die Pflanzenfarbstoffe, die für die rote Farbe der Erdbeeren sorgen, können den Blutdruck senken und zur Herzgesundheit beitragen. Kalium und Magnesium in Erdbeeren schützen das Herz.
Zusätzlich enthalten Erdbeeren weitere wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente – wie Eisen, Kalzium und Mangan. Diese sind für allgemeine Körperfunktionen wie der Regulation des Wasserhaushaltes oder Steuerung von Nerven und Muskeln unverzichtbar. Kalzium unterstützt die Knochengesundheit.
Darüber hinaus enthalten die Erdbeeren Polyphenole. Diese sekundären Pflanzenstoffe sollen helfen, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.
Laut DAK ist selbst der Fruchtsäuregehalt der Erdbeeren für Diabetikerinnen und Diabetiker unbedenklich. Die Kohlenhydrate der Erdbeere bestehen fast zur Hälfte aus einfacher Fructose, die Frucht hat einen relativ niedrigen glykämischen Indexwert. Dies verhindert einen schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels und qualifiziert die Erdbeere zum „Diabetiker-Snack“.
Erdbeeren sind somit perfekt für Leckermäulchen in jedem Alter. Zumal sie auch Ballaststoffe enthalten und machen uns somit schnell satt. Die Darmflora wird ebenfalls positiv beeinflusst.
Achtung beim Naschen auf dem Erdbeerfeld! Erdbeeren sind besonders harntreibend. Deshalb kann es vorkommen, dass wir nach Verzehr von Erdbeeren öfters auf die Toilette müssen.
Die Schattenseite der Erdbeeren
Erdbeeren lieben Wärme und benötigen große Wassermengen, um zu wachsen und zu reifen. Doch sehr starke Sonneneinstrahlung verursacht Sonnenbrand bei allen Obstsorten. Zusätzlich sind Erdbeeren sehr empfindlich auf Pilz- und Schimmelbefall. Im konventionellen Anbau setzen die Landwirte aus diesem Grund viele Pestizide ein. In Kombination mit Monokulturen gefährden sie die Biodiversität, laugen die Böden aus und belasten das Grundwasser.
Werden auf den Erdbeerplantagen Plastikfolien für die frühere Ernte einsetzt oder sie vor dem Unkraut oder Niederschlägen zu schützen, ist dies ein zusätzliches Umweltproblem.
Deshalb ist es sehr wichtig, erntefrische Erdbeeren aus ökologischem Anbau zu kaufen. Bio-Erdbeeren wachsen in größeren Abständen. Der luftigere Stand schützt die Pflanzen vor zu großer Bodennässe. Das Laub und die Früchte können nach dem Regen schneller abtrocknen. Auch Stroh schützt die wärmeliebenden Früchte zusätzlich. Im eigenen Garten sollte man unbedingt auf nachhaltige, schonende Anbaumethoden setzen.
Der hohe Wasserverbrauch ist weniger problematisch, solange die Erdbeeren in Gebieten abgebaut werden, in denen keine Wasserknappheit herrscht.
Doch die Erdbeeren in unseren Lebensmittelketten kommen überwiegend aus Spanien, in den Monaten Februar bis April aus Ägypten oder Marokko und wachsen in riesigen Monokulturen. Es sind Länder, die mit Hitze und Wasserknappheit zu kämpfen haben. Blaubeeren im Handel kommen ebenfalls aus wasserarmen Gebieten.
In Cordoba wurden im April diesen Jahres 38,7 Grad gemessen!
Die Ökobilanz dieser Beeren ist besonders schlecht, wenn sie aus Afrika eingeflogen werden.
Erdbeeranbau gefährdet Weltnaturerbe
Ein Erbeeranbaugebiet in Andalusien sorgte neulich für Schlagzeilen. Im spanischen UNESCO-Weltnaturerbe Doñana befinden sich seit Jahren auf ca. 1900 ha illegale Erdbeerplantagen. Für die Bewässerung wird Grundwasser mithilfe illegaler Brunnen angezapft. Dadurch trocknet Doñana – ein Feuchtgebiet und Vogelparadies aus. Die lokale Regierung hat ein Gesetz vorgelegt, dass nun diese Anbaugebieten legalisieren sollte. Gegen dieses Gesetz gehen die Europäische Union und Umweltschutzorganisationen vor.
Der Konsum und seine Grenzen
Frisch geerntete Erdbeeren aus der Region schmecken am besten – beinahe unabhängig von der Sorte und ohne Einbüßen bei Vitamingehalt. Doch der Handel bietet die ersten Erdbeeren bereits seit ca. Mitte Februar zum Kauf an. Dies suggeriert den Verbrauchern, dass alles immer verfügbar sein kann. Das haut auf einem endlichen Planeten schlicht nicht hin.
Den Verbrauchern wird von den Lebensmittelketten und -industrie gerne die Verantwortung für das falsche Konsumverhalten übertragen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Immerhin ist das beinahe ganzjährige Erdbeergeschäft ein Milliardengeschäft.
Auch einige Bio-Lebensmittelketten füllen die Regale mit ersten Erdbeeren relativ früh in den Regalen.
Weiterhin führt der enorme Preisdruck der Lebensmittelketten zu Problemen. Die deutschen Erdbeerbauern, die an den Mindestlohn gebunden sind, können nicht mit ausländischen Anbietern mithalten.
Die Februar-Erdbeeren sind übrigens geschmacklich ein Disaster und ökologischer Unsinn.
Laut Öko-Test waren die im Frühjahr 2023 getesteten Früherdbeeren der Discounter Lidl und Aldi stark mit Pestiziden belastet.
Deshalb ist das Aldi-Angebot ab dem 15. Mai Erdbeeren von deutschen Erzeugern und in offenen Kartonschalen zu verkaufen, nur bedingt ein gutes Angebot.
Bund für Umwelt und Naturschutz hat auch in Aldi-Erdbeeren Pestizidrückstände nachgewiesen. Insgesamt waren 15 von 19 getesteten Erdbeeren-Proben belastet. Die Proben stammten von unterschiedlichen Händlern. Hier kannst du das Ergebnis des Erdbeer-Tests einsehen.
Darum solltest du auf die Saisonbeginn in Deutschland warten.
Viel Spaß beim Pflücken von Bio-Erdbeeren oder beim Erdbeerbauer deines Vertrauens. Falls du doch konventionelle Erdbeeren kaufen solltest, ist es wichtig sie in einer Schüssel mit Wasser gründlich zu spülen.
Deine Alicja von kapelusch