Wie schmeckt der Sommer? Für mich wie Erdbeeren, Klaräpfel, Stachelbeeren, Mirabellen oder Aprikosen. Dir bestimmt auch. Und diesen Geschmack muss man unbedingt festhalten, damit wir auch im Winter was vom Sommer haben. Das funktioniert am besten mit einer selbst gemachten Marmelade. Selbstgemacht, weil wir vor allem den Zuckergehalt selbst bestimmen und minimieren können. Für Kinder und auch Erwachsene sind zuckerarme Produkte einfach besser.
Selbstgemachte Marmeladen – ein ganzjähriger Genuss
Was für meinen Mann der Honig ist, ist für mich selbst gemachte Marmelade oder besser gesagt Fruchtaufstrich und Obst generell: Muss einfach jeden Tag auf den Tisch. Obst schmeckt am besten sonnengereift direkt vom Baum oder vom Beet. Doch der Traum vom eigenen Garten bleibt oft nur ein Traum und die Obstsaison dauert nicht lange. Drum heißt es:
- Gläser am besten das ganze Jahr sammeln
- Nach dem Obst rechtzeitig Ausschau halten
- und den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen.
Einkaufen kannst du entweder auf dem Markt oder im nächsten Hofladen und Zack ins Glas oder in die Gefriertruhe. Obst selber pflücken, Mama beim einkochen zuschauen und helfen, sind für Kinder wichtige Erfahrungen. So lernen sie, Lebensmittel besser zu schätzen.
Das Geheimnis meiner Marmeladen
Ein Geheimnis ist es nicht wirklich, aber eine Arbeitserleichterung. Bestimmt machen es viele anderen auch so: Das Obst waschen, entkernen, in kleine Stücke schneiden und portionsweise einfrieren. Nach Bedarf im Winter wieder auftauen und davon Marmelade kochen – ist doch viel einfacher.
Für meine Marmeladen habe ich bis jetzt Gelfix 3 in 1 von Dr. Oetker verwendet. Das Mittel enthält das Geliermittel Pektin, das aus Äpfeln und Zitrusfrüchten gewonnen wird und die etwas problematische Sorbinsäure (E200).
Sorbinsäure ist kein zugelassener Zusatzstoff für die Herstellung von Bioprodukten. In seltenen Fällen kann es beim Verzehr von Sorbinsäure zu Unverträglichkeitsreaktionen kommen.
Die Gelierhilfe, wie die von Biovegan (unbezahlte Werbung) Kartoffelstärke, Pfeilwurzmehl, Geliermittel Agar-Agar und Pektine aus kontrolliert biologischem Anbau.
Auch ich lerne immer was dazu! Mal schauen, wie der Umstieg klappt. Gelfix war übrigens das einzige Produkt von Dr. Oetker in meiner Küche.
Was du alles brauchst!
Wenn du Marmeladen nach meinem Rezept kochen möchtest, brauchst du:
- 1 kg Obst – frisch oder aus der Gefriertruhe
- Gelierhilfe
- etwas Zucker*
- alternativ Honig oder Agavendicksaft
- Schraubgläser mit Deckel
Die Deckel sollten idealerweise eine blaue Dichtung haben. Diese enthalten keine Weichmacher und sind sogar im Handel erhältlich. Tipp: Demeter und Zwergenwiese liefern viele ihrer Produkte in Gläsern mit weichmacherfreien Deckel (unbezahlte Werbung). Diese kannst du immer wieder verwenden.
Schimmelbildung? Kein Thema
Was heißt jetzt ,etwas‘ Zucker?* Je nach Obstsorte nehme ich entweder gar keinen Zucker oder ca. 100 bis 200 g. Bei sehr sauren Zwetschgen kann es eventuell mehr werden. Es ist eine Geschmacksache. Erdbeermarmelade mit einem sehr geringem Zuckeranteil schmeckt selbst mir nicht besonders gut.
In meinen selbst gemachten Marmeladen liegt der Zuckerhalt unter 30%. Bei den handelsüblichen Marmeladen sind es in der Regel 50%. Sauer macht lustig und ist Übungssache 🙂
Es ist nämlich nicht der hohe Zuckergehalt als Konservierungsmittel, sondern die Hygiene sowie makellose Gläser und Deckel. Ungeöffnet hält die Marmelade mit wenig Zucker lange. Doch der hohe Zuckergehalt spielt erst nach Anbruch eines Marmeladenglases eine Rolle. Je weniger Zucker umso schneller kann sich Sichel bilden. Mir ist diese Problematik nicht bekannt. Bei uns werden die Marmeladen ziemlich schnell verschlungen.
Frisches oder aufgetautes Obst püriere ich – dann geht es insgesamt schneller. Das Obst koche ich mit Zucker und Gelierpulver auf und lasse anschließend 3 – 5 Minuten köcheln. Rühren bitte nicht vergessen und die Küche am besten nicht verlassen, denn es geht wirklich ruckzuck.
Die heisse Fruchtmasse kommt in saubere und trockene Gläser. Ich benutze lediglich ,spülmaschinenreine’ Gläser und keine medizinisch sterilen. Das Einfüllen funktioniert am besten mit einer Suppenkelle und einem Marmeladentrichter. Die Gläser solltest du randvoll füllen. Anschließend Deckel drauf, verschließen, das Glas umdrehen und auskühlen lassen. Fertig!
Achtung: Beim Einfüllen darf keine Marmelade auf den Glasrand hinkommen. Sonst entstehen Undichtigkeiten und die Marmelade kann schimmeln.
Früher habe ich das Obst auf dem Herd aufgetaut. Doch das gemeinsame Projekt mit DITF hat mein Umweltbewusstsein geschärft: Das Auftauen über die Nacht erzeugt definitiv keine Treibhausgase.
Nicht schon wieder Obst!
Als Teenager habe ich mir eins geschworen: Ich werde mich in meinem eigenen Haushalt nie mit Einkochen von Obst und Marmeladen beschäftigen. Doch es kam anders. Zum Glück.
Früher war doch nicht alles besser: Die Konservierungsmethoden von Obst waren arbeitsintensiver und energieaufwendiger. Marmeladen kochte man stundenlang auf dem Herd, ständiges Umrühren war notwendig. Sehr oft ist die Kocherei total daneben gegangen: Die Marmelade brannte an und musste entsorgt werden.
Beim schönen Wetter in den Sommerferien waren diese Tätigkeiten der Horror: Statt zum Strand musste ich in der Küche helfen. Zeitgleich mit dem Obst waren die Einlegegurken oder Bohnen dran. Und im Herbst kam das Kraut.
Bei meinen Eltern klingelte es im Sommer immer wieder: Hobbygärtner lieferten eimerweise ihre Erzeugnisse an, die sie selbst nicht verarbeiten konnten. Von meiner Tante, die einen 2 ha großen Garten besaß, wurden wir ebenfalls reichlich mit Obst und Gemüse versorgt. Glücklich machte mich das damals nicht.
Alles änderte sich bei mir instinktiv mit der Geburt meiner Tochter. Auf einmal war es für mich selbstverständlich, Marmeladen selbst zu kochen. Dem Kind zuliebe.
Heute ist das Marmeladen kochen allerdings nicht mehr so zeitraubend. Ein bisschen Arbeit macht es schon. Eine leckere Belohnung gibt es dafür beinahe ganzjährig.
Meine Lieblingsobsorten für die Marmeladen
Zwetschgen
Der Säuregehalt der Zwetschgen kann sehr variieren. Dieser hängt von der Sorte und dem Reifegrad ab. Werden sie zu früh gepflückt, brauchst du ebenfalls etwas mehr Zucker für die Marmelade. Bei Zwetschgen achte ich darauf, dass es Sorten sind, bei denen sich das Fruchtfleisch leicht vom Stein lösen lässt.
Renekloden
Die Renekloden sind dagegen angenehm süß und du brauchst kaum Zucker für Renekloden- Marmelade. Diese Pflaumensorte ist leider sehr selten geworden. Bei uns auf dem Markt gibt es einen Stand, der mich mit Renekloden versorgt.
Mirabellen
Mirabellen sind die süßesten aller Pflaumensorten. Ich koche sie deshalb ganz ohne Zucker ein. Da die Mirabellenmarmelade etwas eintönig schmeckt, kannst du Mirabellen mit säuerlichen Äpfeln mischen. Zwetschgen, Renekloden oder Aprikosen harmonisieren ebenfalls gut mit Mirabellen. Eine reine Aprikosenmarmelade finde ich übrigens auch nicht optimal. Es ist lediglich reine Geschmacksache.
Die letzte Mirabellenernte in meinem ehemaligen Schrebergarten werde ich nicht vergessen. Es waren ca. 200 kg, die ich im Bekanntenkreis und in der Nachbarschaft verteilte!
Aprikosen / Marillen
Aprikosenmarmelade hat eine herrliche gelbe Farbe und schmeckt richtig richtig lecker. Gestern habe ich eine aus ca. 80% Prozent Aprikosen und 20% Mirabellen gekocht – weil die Aprikosen unreif und sauer. Zwei Esslöffel Zucker haben dennoch vollkommen gereicht!
Erdbeeren
Die rotleuchtende Erdbeermarmelade ist der Klassiker unter den Marmeladen Mir ist schon passiert, dass selbst die Marmelade aus selbstgepflückten Bioerdbeeren doch nicht so leuchtend war. Geschmeckt hat sie trotzdem sehr lecker.
Beim Kochen von Erdbeermarmelade bilden sich leider sehr viele Luftbläschen. Den Schaum solltest du mit einer Suppenkelle abschöpfen. Beim Einfüllen der Gläser immer wieder Pause einlegen und abwarten bis sich der Schaum gesetzt hat.
Ich finde es sehr schade, dass diese leckere Obstsorte bereits ab Januar im Handel erhältlich ist. Typisch für Erdbeeren ist, dass sie ziemlich schnell nach der Ernte verzehrt werden müssen. Sie werden schnell weich und am dritten Tag nach der Ernte sogar unappetitlich.
Diese ,Januar’-Züchtungen aus dem Handel haben viele Kilometer zurückgelegt, sind hart und haben kein Aroma.
Gutes Gelingen
Idealerweise solltest du unbehandeltes Obst aus eigenem Garten oder vom Bioobstbauer verwenden. Es ist leider nicht immer möglich. Die Vorteile einer selbst gemachten Marmelade liegen jedoch auf der Hand: keine Zusatzstoffe und weniger Zuckergehalt. Mit selbst gebackenen Brötchen oder einem Croissant vom Bäcker ist das Familienfrühstück ein Genuss. Achtung Suchtgefahr!
Ich wünsche dir viel Spaß und gutes Gelingen
Deine Alicja von kapelusch