Ultra Fast Fashion im Labor

Biokindermode

In aller Munde ist der kürzlich veröffentlichte Bericht von Greenpeace. Die darin enthaltenen Ergebnisse einer Untersuchung über die chinesische Modemarke SHEIN sind eigentlich nicht überraschend. Wenn du diese Marke nicht kennst, bist du wahrscheinlich zu alt. 

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Fast Fashion ist zu langsam. Seit mehreren Jahren erobert die chinesische Marke SHEIN die Herzen und Geldbeutel eines sehr jungen Publikums, Kinder inbegriffen. TikTok, YouTube und Instagram sind die Kanäle, die bei diesen Zielgruppen besonders beliebt sind. Dort machen Influencer ihnen die SHEIN-Produkte schmackhaft und glaubwürdig. Die attraktiven Rabatte und Gewinnspiele lassen die jungen unerfahrenen Menschen nicht gleichgültig. Bist du über 30 und hast keinen Account auf TikTok, ist es durchaus möglich, dass dir die Marke nicht bekannt vorkommt.

Shein hat sich im rasanten Tempo zu der größten Onlinehandelsplattform der Welt entwickelt. Die Shein-App ist in den USA die populärste Shoppingapp und hat die bisherige Nr. 1 die Amazon-Shopping-App überholt. Der Firmensitz der Muttergesellschaft Zoetop Business ist in Hongkong. Informationen, woher die Ware in die 150 Länder verschickt wird, findet man auf der Homepage nicht. Genauso wenig Transparenz gibt es über die Produktionsstätten und die Arbeitsbedingunen. Wie die Qualität ist, kann man sich vorstellen, wenn man die Stückzahlen und das Tempo, in dem die Produkte online gestellt werden, vor den Augen hat.

Shein kontrolliert die gesamte Produktionskette vom Design und Prototyp über die Beschaffung bis hin zur Fertigung. Jeder Schritt ist digitalisiert. Doch die Menschen können in der Konfektionierung noch nicht ersetzt werden. Um diese ultraschnelle Mode in hohen Stückzahlen fertigen zu können, müssen die Textilarbeiter an 7 Tagen der Woche arbeiten.

In diesem ausgeklügelten System können bis zu 9000 neue Modelle am Tag online gestellt werden! Während Zara zwei bis drei Wochen für den Entwurf benötigt, ist Shein nach wenigen Tagen fertig. Besonders billig ist die Marke nicht. Bei PEPCO, dem börsennotierten Billigtextilartikel-Hersteller, der gerade die erste Filiale in Berlin auf dem Potsdamer Platz eröffnete – die 3000-ste überhaupt – geht es noch günstiger. Kleidungsstücke von SHEIN bestehen meistens aus billigen Kunstfasern, die aus Erdöl und Erdgas gewonnen werden.

In der gesamten Produktionskette, von der Gewinnung der Garne aus Rohstoffen über Spinnen, Weben, Ausrüstung bis zur Konfektionierung (Nähen) ist der Energieverbrauch enorm hoch. Die gesamten Umweltauswirkungen in dieser Phase betragen 99 %. Da China der größte CO2-Emittent der Welt und der größte Kohleverbraucher ist, ist die Textilproduktion dort ein grundsätzliches Problem. Auf der letzten Klimakonferenz zeigte die Volksrepublik keine Absicht, die eigenen Emmisionen zu reduzieren. Der Anteil der erneuerbaren Energien steigt zwar, doch die wirtschaftlichen Ambitionen der chinesischen Regierung stehen über dem Klimawandel. Wegen der klimawandelbedingten andauernden Dürre litt China übrigens im Sommer 2022 an Strommangel. 

Der Bericht von Greenpeace 

Im aktuellen Bericht von Greenpeace gibt es interessante Details über die SHEIN. Im Labor hat Greenpeace 47 Produkte von SHEIN in einem Labor prüfen lassen und Verstöße gegen das EU-Recht festgestellt. Alle Produkte, darunter Schuhe und ein Kinderkostüm, wurden online in verschiedenen europäischen Ländern erworben. Alle getesteten Produkte waren aus synthetischen Materialien hergestellt.

,Das Ergebnis: Sieben Proben (15 Prozent) enthielten gefährliche Chemikalien, die gegen EU-Grenzwerte im Rahmen der REACH-Verordnung verstoßen. In 15 Produkten (32 Prozent) steckten gefährliche Chemikalien in besorgniserregenden Mengen.

Zieht man die wesentlich strengeren Kriterien von OekoTex heran, enthalten 32 % der Produkte gefährliche Substanzen.‘

Greenpeace setzte sich über mehrere Jahre für die Entgiftung der Textilindustrie. Die erfolgreiche Detox My Fashion Kampagne führte dazu, dass Konzerne wie H&M oder Zara auf schädliche Chemikalien in ihren Produkten verzichten und Einfluss auf ihre Lieferanten aus meistens asiatischen Ländern nehmen. Dennoch gelten sie als Urheber der schnellen Mode, die der Umwelt und den Menschen schadet. Dieses Konzept wurde von Shein kopiert, verfeinert und perfektioniert.

Wie lässt sich das nachhaltige Denken auf die Kids übertragen?

Wie es schon anlässlich des Black Fridays an vielen Stellen betont wurde, man soll niemanden dafür verurteilen, wenn er sich nur Fast Fashion leisten kann. 

Doch das Konzept der ultraschnellen Mode und die Marketingstrategie von SHEIN sind besonders dreist. Die Vermarktung basiert auf mangelnder Kenntnis des jungen Publikums über die miserablen Produktionsbedingungen in asiatischen Fabriken.

Wie können wir Kunden und vor allem die jungen Menschen für die nachhaltigen Themen sensibilisieren und begeistern?

Für die meisten jungen Verbrauchende ist es selbstverständlich, dass sie die Klamotten über die App bestellen können. Eine mühsame Google-Suche ist nicht nötig, denn die Empfehlungen kommen über die Influencer auf TikTok. SHEIN zieht mithilfe von Algorithmen und den Influencern den Kids das Geld aus der Tasche. Den aufdringlichen Rabatten können die Jugendlichen kaum entgehen. Ob sie es brauchen oder nicht, die Klamotten kommen in den Warenkorb. Die Lieferung kommt schnell und der Rückversand kostet schließlich nichts.

Die Kenntnisse über die Herstellung von Kleidung sind bei dieser jungen Kundschaft nicht vorhanden. Über den Anbau von Baumwolle, Entkörnung, Spinnen, Weben und Konfektionieren wissen sie nicht Bescheid.

Werbung mit Belohnungssystemen wie die Teilnahme an Rabattaktionen und Gewinnspielen basiert auf Erkenntnissen der Neurowissenschaften. Neuromarketing nutzt die Erkenntnisse aus der Gehirnforschung, um unsere Kaufverhalten zu beeinflussen. 

Wie wäre es, wenn wir den bewussten Kauf bevorzugen würden, mit dem Hintergrundwissen, dass davon viele Biobaumwollbauern und die Textilarbeiter existenzsichernde Löhne erhalten und ihre Kinder überhaupt eine Schulbildung erhalten. 

Deine Alicja von kapelusch, deinem Onlineshop für nachhaltige Kinderkleidung

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