Waschmittel aus Kastanien selber herstellen – so geht es!

Waschmittel aus Kastanien selbst machen - so geht es!

Neben Pilzen, Pflaumen und Kürbis haben im Oktober auch Kastanien Saison. Wie wir sie am besten verarbeiten? Ganz klar! Aus Kastanien lässt sich einiges basteln: Herbstkränze oder Tiere. Kastanien zu Waschmittel verarbeiten, ist auch eine Einsatzmöglichkeit. 

Waschmittel aus Kastanien

Den Indian Summer oder heimisch Altweibersommer mit fast tropischen Temperaturen können wir noch einige Wochen genießen. Doch wer die Kastanien sammeln möchte, muss sich beeilen.

Denn die kann man nur kurze Zeit sammeln und sie anschließend als Deko verwenden oder zu Waschmittel verarbeiten. Für Waschmittel sollen die Kastanien frisch sein. Denn nachher werden sie zu hart, um sie zu schneiden. 

Das Internet ist voll von Tipps und Rezepte von Kastanienwaschmittel-Enthusiasten. Was andere schon längst machen, sollte ich vielleicht auch ausprobieren, dachte ich. Deshalb beschloss ich, Kastanien für ein Waschmittel zu sammeln. Experimentierfreudigkeit trifft auf Liebe zur Umwelt. Schließlich stehen uns Kastanien in Parks und Wäldern kostenlos zur Verfügung.

Das Geheimnis der Kastanien – Saponine

Rosskastanie gehört der Familie der Seifenbaumgewächse. Die Samen der Rosskastanie – die Kastanien, enthalten Saponin, eine waschaktive Substanz. Saponine zählen zu den Tensiden und besitzen Detergenzieneingenschaften. Auch Pflanzen wie Seifenbeere, Quillajaceae oder Efeu enthalten Saponine und können zu umweltschonenden Waschmitteln verarbeitet werden.

Kastanienwaschmittel selber machen

Wie hat es bei mir geklappt

Für eine Wäsche braucht man ca. 5-10 klein geschnittene Kastanien. Diese gibt man in ein mit 300 ml Wasser gefülltes Glas. Je kleiner die Kastanienstücke, umso mehr Saponine können sich auslösen. Nach ungefähr acht Stunden sollte das Waschmittel gebrauchsfertig sein. Schüttelt man das Glas, bildet sich Schaum. 

Diese Schritte sind ziemlich unkompliziert, auch wenn man beim Schneiden der Kastanien sehr aufpassen soll. Von einem persönlichen Erfolg kann ich leider nicht berichten. Der Schaum hat sich gebildet, doch der Sud war für mich nicht seifig genug. Somit verringere sich die Waschkraft. So meine Einschätzung. 

Kastanien schälen für weiße Wäsche

Die Kastanien sollte man vor dem Schneiden schälen, wenn man sie für Weißwäsche verwenden möchte. So heißt es in vielen Ratgebern. Doch das Schälen von frisch geernteten Kastanien ist eine unmögliche Sache. Sie sind zu weich und lassen sich weder mit einem Nussknacker knacken noch mit einem Hammer öffnen. Auch die Kastanien, die bei mir seit mindestens einer Woche lagen, ließen sich entweder gar nicht oder nur vereinzelt gut pellen. Der Einsatz von einem Hammer für mehrere Kilo Kastanien in einem Mehrfamilienhaus ist übrigens eine Zumutung für die Nachbarn. 

Die Aufbewahrung – Kastanienpulver herstellen  

Um das ökologische Waschmittel das ganze Jahr nutzen zu können, sollte man Kastanienpulver herstellen. Easy Peasy behaupten viele! Doch das Schneiden von einer größeren Menge Kastanien ist alles andere als ein Klacks. Zum Glück ist mein Mann stark genug und es machte ihm nichts aus, die harten Kastanien zu zerkleinern. Schließlich schneidet er im Herbst öfters die Quitten, die ich zu einem Gelee verarbeite.

Die klein geschnittenen Kastanien habe ich in einer alten Kaffeemühle gemahlen. Hat wunderbar funktioniert. Das Trocknen im Backofen mit Restwärme (ich buk vorher Brot) reichte leider nicht aus. Deshalb blieb das Blech mit dem Pulver noch eine oder zwei Stunden bei 100 Grad (weniger geht bei uns nicht) im Backofen. Der leicht süßliche und nussige Geruch, der sich aus dem Backofen verbreitete, war für meine Nase sehr angenehm. 

Doch auch diese Maßnahme reichte nicht aus. Denn das Pulver, das ich in einer Dose aufbewahrte, fang nach wenigen Tagen an zu schimmeln. 

Der angesetzte Sud aus einigen Löffeln frischen Kastanienpulvers, geköchelt oder nur mit heißem Wasser übergossen, war ebenfalls wenig seifig. Was habe ich wieder falsch gemacht?

Waschmittel aus Kastanien – warum nicht

Waschmittel aus Kastanien selber herzustellen, schätze ich als sehr arbeits- und energieintensiv. In einem urbanen Haushalt ohne spezielle Maschinen, die es vielleicht gibt, ist es schwer bis kaum möglich, Kastanienwaschmittel auf Vorrat selber herzustellen. Das Trocknen vom Kastanienpulver im Backofen funktioniert nicht und ist eine Stromvergeudung. Das Kastanienpulver in der letzten Herbstsonne zu trocknen, halte ich für ein Gerücht. Neben der Heizung ist es aktuell nicht möglich, nicht nur wegen der Energiekrise. Wenn die Außentemperaturen zu hoch sind, schaltet kein Mensch die Heizung ein. Auch die Restwärme vom Ofen nach dem Backen ist nicht ausreichend.

Zum Glück sind Kastanien biologisch abbaubar und ich konnte das Pulver in der Biotonne entsorgen.

Einen Langzeittest des Kastanienwaschmittels habe ich nicht durchgeführt. Deshalb kann ich nicht bescheinigen, ob die Wäsche ganz umweltfreundlich wieder sauber wird.

Dennoch finde ich es toll, dass es so viele überzeugte Anhänger des Kastanienwaschmittels gibt. 

Meine Expertise soll niemanden davon abhalten, Waschmittel aus Kastanien selber herzustellen. Jeder, der versucht, umweltbewusster zu leben, ist wichtig. Möglicherweise liege ich mit meiner Einschätzung der schlechten Waschkraft der Kastanien falsch. 

Die Stiftung Warentest hat der Waschkraft der Kastanien ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Im Test sind diese rein ökologischen Alternativen gegen ein herkömmliches Produkt durchgefallen. Die Naturprodukte vergrauen die hellen Textilien. Bei Kastanien war das Testergebnis sogar schlechter als bei den Waschnüssen. 

Lediglich bei dem von der Stiftung getesteten Anbieter aus dem Schwarzwald sind Waschmittel aus Rosskastanien als Granulat oder Flüssigkeit erhältlich. Mich interessiert es brennend, ob auch andere Hersteller von Waschmittel die besondere Waschkraft der Kastanien nutzen. Eine nicht ganz so tiefgründige Recherche hat ergeben, dass es zwar Waschmittel aus pflanzlichen Seifen und Tenside gibt. Seifenkraut, Milchsäure oder Waschnuss-Extrakt werden als Wirkstoffe erwähnt, doch keine Kastanien. Warum das so ist, versuche ich noch rauszubekommen. 

In Zeiten wie diese

Nicht nur in Krisenzeiten wie die aktuelle, die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde, spielen die Umwelt und der Energieverbrauch eine wichtige Rolle. In unseren Waschküchen steckt ein enormes Einsparpotenzial. 

  • Bei niedrigen Temperaturen Waschen ist besonders wichtig. 30 Grad ist in den meisten Fällen völlig ausreichend. Schon auch die Textilien.
  • Kaltwäsche heißt oft 20 Grad! und eignet sich nicht nur zum Waschen von Putzlappen. Auch leicht verschmutze Textilien werden sauber.
  • Ökowaschgang deiner Waschmaschine nutzen, falls vorhanden. Es dauert zwar länger und klingt erst mal unlogisch. Doch so wird die Waschkraft des Waschmittels durch längere Einwirkzeit genutzt (Einweichen, Vorwäsche).
  • die Dosierung der Waschmittel reduzieren. Das schont vor allem die Umwelt.
  • Auf Wäschetrockner nach Möglichkeit unbedingt verzichten. Wer den Kauf dennoch beabsichtigt, soll auf die neue Generation der Wärmepumpetrockner zugreifen.
  • Effiziente Haushaltsgeräte, sparsam eingesetzt helfen gegen die Klima- und die Energiekrise.

Mehr Tipps findest du hier: Nachhaltiges Wäschewaschen.

Deine Alicja von kapelusch

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